Documenta fifteen: Antizionismus und Antisemitismus im lumbung

update 30.01.2022: Auslöser unser Recherche war der HNA-Artikel „Mit Tanzen in den Widerstand“. In diesem Artikel wurde vom ersten Beitrag der Reihe Konteks berichtet, in dem die Gruppe „The Question of Funding“ vorgestellt wurde. Im Video kommen Yazan Khalili und Fayrouz Sharkawi zu Wort. Zu Yazan Khalili haben wir uns ausführlich geäußert. Fayrouz Sharkawi, ist die Direktorin und „weltweite Mobilisationskoordinatorin von Grassroots Al-Quds“. Über diese von der EU mit reichlich Mitteln ausgestatteten Gruppe schreibt Stefan Frank, ihr Hauptanliegen seien Hasskampagnen gegen Tourismus in Israel.

update 19.01.2022: Es hört nicht auf. Der künstlerischen Leitung (ruangrupa) untersteht ein „künstlerisches Team“. Dieses besteht aus fünf Personen. Vier von Ihnen gehören der israelkritischen oder israelfeindlichen Szene an. Es sind mit Ayşe Güleç und Andrea Linnenkohl zwei weitere Unterzeichnerinnen der Erklärung „Wir können nur ändern, was wir konfrontieren“, mit Gertrude Flentge eine Unterstützerin des „A Letter against Apartheid“, die vierte im Bunde ist die schon im Text erwähnte ehemalige Direktorin des Khalil Sakakini Cultural Centrum, Lara Khaldi.
update 17.01.2022: Nachdem der Oberbürgermeister der Stadt dargelegt hat, es gebe nichts zu überprüfen, druckte die HNA am 17.01.2022 ein Bild des Oberbürgermeisters ab, auf dem er mit Ade Darmawan und Farid Rakun (beide ruangrupa) abgebildet wurde. Farid Rakun hatten wir in der Überprüfung der verschiedenen „Kunstschaffenden“ der documenta fifteen übersehen. Entsprechend haben wir unsere Recherche ergänzt.
update 16.01.2022: Die Passage über Al-Sakakini wurde nach Lektüre der deutschen Ausgabe „Tom Segev, Es war einmal Palästina“, erweitert und in einem Punkt korrigiert. Die Angaben zur Aktivistin Lara Khaldi wurden ergänzt. Ferner haben wir klarer herausgestellt, dass es sich bei Khalilis Schilderungen einer Schlägerei in einem Amsterdamer Lokal mutmaßlich nicht um ein tatschlichen Vorgang handelt, sondern um antisemitische Gewaltfantasien.

Pressemitteilung (deutsch): Das Bündnis gegen Antisemitismus Kassel verurteilt die Beteiligung antiisraelische Aktivisten an der documenta fifteen.

Press Release (english): The Alliance against Anti-Semitism, Kassel (Germany), condemns the participation of anti-Israeli activists in Documenta Fifteen

Die braunen Schatten

Die documenta ist das wichtigste, periodisch wiederkehrende kulturelle, vielleicht sogar gesellschaftliche, Ereignis in Kassel. Auch wenn in früheren Zeiten manch einer mit dem, was dort als Kunst präsentiert wurde, seine Probleme hatte: Insgesamt sind die Menschen in Kassel davon angetan, dass ihre Stadt alle fünf Jahre den Flair einer Weltstadt hat. Weltoffenheit und Modernität, ja sogar Extravaganz, sind Zuschreibungen von denen die piefige, graue Provinz- und Verwaltungsstadt im nördlichen Hessen hofft, etwas Glanz zu erhaschen. Seit Jahren nennt sich diese Stadt sogar documenta-Stadt. Doch es liegt einer brauner Schatten auf der documenta. Das fängt mit den Begründern1 an, setzt sich über den völkischen Ideologen und in Kassel verehrten Josef Beuys2 fort und fand in der Präsentation der Performance „Auschwitz on the beach“ auf der Documenta 143 einen vorläufigen Höhepunkt. Seit dem Ableben von J. Beuys kommt dieser braune Touch jedoch nicht mehr im altbackenen, modrigen Geruch des längst Vergangenen oder völkisch-anthroposophisch Verquasten daher, vielmehr tritt er in einem Gewand auf, das als fortschrittlich, kritisch, engagiert, empathisch, kultur- und identitätssensibel daherkommt.

Für Kasseler Verhältnisse durchaus überraschend, wagte sich der Kunstverein Kassel an das Thema documenta und Nazivergangenheit und spart dabei Beuys nicht aus. So lobenswert es ist, den Kasseler Baum-Filz-und-Fett-Heiligen in‘s Visier zu nehmen: Der Kunstverein bleibt bedauerlicher Weise bei Beuys stehen. Obwohl er reklamiert, neben rassistischen, völkischen und patriachalen auch antisemitische Muster in Kunst und Kultur kritisch aufzuarbeiten, ist weder von „Auschwitz on the beach“ noch von anderem antiisraelischem Kunsthandwerk, wie es schon auf der Dokumenta 14 gezeigt wurde, die Rede. Schon gar nicht von den gegenaufklärerischen Tendenzen, wie sie spätestens im links-identitär und postmodern gewendeten Kunstbetrieb seit Längerem regelmäßig auftauchen.4 Ganz im Gegenteil: Alleine schon das äußerliche Erscheinungsbild, der Habitus, der Jargon und die Präsentation der documenta fifteen im Internet und in ihren einschlägigen Veröffentlichungen machen die Verbundenheit der Politikkunsthandwerker mit der postmodernen Ideologie der identitär gewendeten Linken und insbesondere dem dieser Ideologie zuzuordnenden Post-Kolonialismus deutlich.

Kasseler Tristesse, Kunsthandwerk und „lokale Ekosisteme“ mit Fahne für Kunstfreiheit und Israelkritik (Foto J.D.)

In der Reisscheune mehr Antisemitismus wagen

Ein wichtiges Standbein des postmodernen Kunstbetriebes ist bekanntlich die „Israelkritik“, der Antizionismus, bisweilen auch der offene Antisemitismus und die Verbundenheit mit der palästinensischen Sache.5 Unter der Aufsicht des Kasseler Oberbürgermeisters Christian Geselle beginnt das Elend der documeta fifteen schon mit der Benennung der Findungskommission, die später die Funktion des Documentabeirats übernehmen soll. In der Findungskommission, resp. im Documentabeirat, sitzen mit Amar Kanwar und Charles Esche die im Kulturbetrieb offensichtlich unvermeidlichen Vertreter der Fraktion der „Israelkritik“ mit am Tisch. Amar Kanwar gehört zu den BDS-Unterstützern6 und Charles Esche hat die Erklärung staatlich alimentierter Kulturmanager „Wir können nur ändern, was wir konfrontieren“ unterschrieben7, die sich gegen die Verurteilung der antisemitischen Initiative BDS durch den Bundestag wendet.

Die Findungskommission verkündete unter großem Jubel, dass die indonesische Künstlergruppe „ruangrupa“ die Funktion des Kuratorenteams der 15. documenta übernehmen wird. Ihr soll während der laufenden Ausstellung der oben genannte Beirat zur Seite stehen. Und natürlich findet man auch in der ruangrupa mit Ada Darmawan und mit Farid Rakun antizionistische und israelfeindliche Protagonisten. Ada Darmawan ist Unterstützer des an Schärfe die BDS-Resolution übertreffenden „A Letter Against Apartheid“ und Farid Rakun hat den „Open letter to the Fundacao Bienal Sao Paulo“ unterzeichnet. Dieser richtet sich gegen die finanziellen Zuwendungen seitens des israelischen Staates und Consulates für den Funacao Bienal des Sao Paulo.8 Rakun und Darmawan sind nicht nur zwei Mitglieder der ruangrupa, sondern treten regelmäßig als deren Sprecher auf.

Ein großes Gebäude in der Innenstadt wurde zum „ruruHaus“ erklärt. Es ist der Standort der ruangrupa und soll das Herzstück der documenta fifteen werden. Der ruangrupa beigeordnet ist ein „Artistic Team“ oder ein „künstlerisches Team“. Dieses „Artistic Team“ dürfte, so die Neue Züricher Zeitung, die eigentliche kuratorische Arbeit übernehmen. Dieses für die kommende documenta also sehr wichtige, vielleicht sogar zentrale Team besteht aus fünf Personen. Vier von Ihnen gehören der mindestens israelkritischen, wenn nicht gar israelfeindlichen Szene an. Es sind mit Ayşe Güleç und Andrea Linnenkohl zwei weitere Unterzeichnerinnen der Erklärung „Wir können nur ändern, was wir konfrontieren“, mit Gertrude Flentge eine Unterstützerin des „A Letter against Apartheid“, die vierte im Bunde ist Lara Khaldi. Sie war Direktorin des Khalil Sakakini Cultural Centrum auf das wir noch kommen werden. Sie ist außerdem Unterzeichnerin der Initiative „Wir können nur ändern, was wir konfrontieren“. Doch nicht nur diese Erklärung wurde von der Dame unterzeichnet. Mit „Free Palestine / Strike MoMA: A Call to Action“ unterzeichnete Khaldi zusammen mit Yazan Khalili – auf den noch zu kommen sein wird – einen Aufruf, den palästinensischen Kampf gegen Israels Kolonialregierung und Apartheidsystem zu unterstützen.9 Sie nahm 2015 darüber hinaus an einer von Judith Butler und Slavoj Zizek organisierten Konferenz „Boycott, Divestment ans Sanctions against Israel“ (BDS) im Goethe-Institut Ramallah teil, auf der u.a. das uneingeschränkte Rückkehrrecht palästinensischer Flüchtlinge gefordert wurde – eine Chiffre, die die Liquidierung des jüdischen Staates bedeutet.10

Screenshot der Homepage der documenta fifteen. Die Vorstellung der „Kulturschaffenden“ Lara Khaldi aus Jerusalem. Ihre Tätigkeit in den Jahren 2011 – 2013 wird ausgespart.

Die ruangrupa hat das sogenannte „lumbung“ ins Leben gerufen, was kein alkoholisches Mischgetränk ist, sondern „kollektiv verwaltete Reisscheune“ bedeutet. Der Lumbung gehört zur dörflichen Kultur Javas wie das Lynchen des chinesischen Krämers.11 Wiewohl weder einheimische Radschas (Rajas) noch die niederländischen Kolonialherren etwas gegen kollektiv verwaltete Reisscheunen in den Dörfern einzuwenden hatten, gilt diese Praxis als irgendwie widerständig. Genauso widerständig wähnt man sich im Lumbung, trotz der Tatsache, dass die öffentlichen Geldgeber und potenten Sponsoren heute genauso wenig etwas dagegen haben, was dort als widerständig präsentiert wird, wie einst der Radscha oder Kolonialherr gegen das Lumbung. Die ruangrupa suchte die Beteiligten am lumbung aufgrund „ihrer inspirierenden Modelle, ihrer tief in den lokalen sozialen Strukturen verwurzelten künstlerischen Praxis und ihrer organisatorischen und wirtschaftlichen Experimente“ ein. Man reklamiert einen kollektiven Ressourcenfundus, das Prinzip Gemeinschaftlichkeit und Rituale. Durch interdisziplinär entwickelte Aktionen und Räume sollen soziale Beziehungen verflochten werden und man setzt auf eine organische Entwicklung einer öffentlichen Form, um „in und mit der Gesellschaft zu leben.“12

Bei diesem postmodernen Wortgeklapper folgt die postkolonial romantische Verklärung von Blut und Boden auf dem Fuße. Laut HNA ging es zum Auftakt des Gesprächsformates um „die Musikalität des Bodens, um Tänze und Klänge, deren Bezug zum Land – und wie sich daraus widerständiges Handeln bildet.“13

Ein Kulturzentrum mit üblen Leumund: Im Bunde mit den Nazis mit Tanz gegen die Juden

Und wo die Sympathisanten für die Befreiung vom Joch der Juden und für die Meinungsfreiheit für Antisemiten agieren, wo Blut und Boden zum Klingen gebracht werden und der Widerstand getanzt wird, darf naturgemäß (pun intended) auch das palästinensische Heldenvolk nicht fehlen. Dieses ist, wie es die HNA berichtet, vertreten durch ein bisher völlig unbekanntes Künstlerkollektiv namens „The Question of Funding“. Im Namen dieses Kollektivs stellten ein Yazan Khalili und eine Fayrouz Sharkawi den Volkstanz Dabke in der Reihe Konteks vor. In dem Video, so kann man in dem Artikel nachlesen, berichtete dieses Künstlerkollektiv davon, eine Autarkie der Gemeinschaft vor Ort anzustreben. Der Autor der HNA berichtet, dass Yazan Khalili „einen freien Wirtschaftskreislauf – ohne dass auf den Märkten Ost und Gemüse aus Israel eingekauft werden müsse“ anstrebt.

Zu Yazan Khalili kommen wir später noch. Die zweite im Video, Fayrouz Sharkawi, ist die Direktorin und „weltweite Mobilisationskoordinatorin von Grassroots Al-Quds“, die sich laut audiatur-Online auf Hasskampagnen gegen Tourismus in Israel spezialisiert hat. Diese Gruppe unterstützt offensiv die BDS-Kampagne. Die zweite Führungsperson der Gruppe „Grassrouts Al-Quds“ Amany Khalifa findet es lächerlich, „wenn die Palästinensische Autonomiebehörde von Koexistenz mit Israel spricht“.14

Kommen wir zurück zum Künstlerkollektiv aus Palästina. „The Question of Funding“? Dies verwundert zunächst: In der Presseerklärung der documenta vom 18. Juni 2020 wurde ein Khalil Sakakini Cultural Center, Ramallah, Palestine angekündigt. Auch in der Vorankündigung auf Facebook und in der Presse war noch von einem „Khalil Sakakini Cultural Center (KSCC)“ die Rede. Liest man den Text der Pressemitteilung weiter, findet man dort folgenden Satz: „In this collective, we begin from the question of funding as a way to engage culturally with politics an economy, […].“ 15 Nachtigall ick hör dir trapsen.

Screenshot der Facebookseite documeta fifteen. Szene im Garten des Khalil Sakakini Cultural Centers. Rechts im Bild Yazan Khalili

Werfen wir einen Blick auf den Namensgeber dieses Khalil Sakakini Cultural Centers. Warum wurde ein Kulturzentrum in Ramallah nach ihm benannt, welche Verbindung hat das besagte Kulturzentrum zu Question of Funding und warum ist die Ruangrupa möglicherweise darum bemüht, selbige Zusammenhänge zu verschleiern.

Khalil al-Sakakini (1878-1953) war, so kann bei Wikipedia in Erfahrung gebracht werden, „ein palästinensischer Pädagoge, Schriftsteller und arabischer Nationalist“. Er war „Anhänger des Nationalsozialismus […], befürwortete die Politik von Adolf Hitler und übernahm die von ihm propagierte Idee der jüdischen Weltverschwörung“.16 Er gehörte – wie die zeitgenössischen Gründer der SSNP und der Ba’ath Partei – der damals noch zahlenmäßig starken christlichen Minderheit unter den Arabern an. Wie überall in der Welt, verbreitete sich auch unter den Arabern im Nahen Osten die Idee von einer Nation. Der stark durch den Islam geprägten Nationalbewegung der arabischen Palästinenser unter Mohammed Amin al-Husseini glaubten die christlichen Arabern eine gemeinsame Kultur und Sprache als Bezugspunkt nationaler Identität entgegensetzen zu können, nicht zuletzt auch, um den Status des Dhimmi in einer islamischen Nation entgehen zu können. Im Gegensatz zu seinen oben genannten Zeitgenossen betätigte sich al-Sakakini jedoch nicht als Parteigründer, sondern als Reformpädagoge, sozusagen als mittelöstliches Gegenstück zu Steiner. Laut Wikipedia gab es in der so gegründeten Schule „weder Examen, Auszeichnungen noch Bestrafungen für die Schüler, stattdessen mussten sowohl Schüler als auch Lehrer sich selbst evaluieren. Der Schwerpunkt im Unterricht lag vermehrt auf Musik und Sport, und anstatt wie bisher in Türkisch erfolgte der Unterricht nun in arabischer Sprache.“

Sakakini war als Pädagoge und Schriftsteller in Jerusalem ein bekannter Mann. Bei diesem suchte der von den osmanischen Herrschern als Spion verdächtigte Alter Levine Zuflucht. Sakakini nahm ihn auf. Später begründete er das so: „Er [Levine] suchte Schutz in der Kultur meines Volkes, […] Durch seine Bitte, ihm in meinem Haus Schutz zu gewähren, hat er mir eine große Ehre erwiesen, denn sie erlaubt es mir, den Geist unserer Geschichte und unserer Kultur unter Beweis zu stellen […] ich hoffe, mein Volk wird darüber frohlocken, dass ein Fremder bei ihm Schutz gesucht hat […].“ Auch wenn Sakakini einen von der türkischen Obrigkeit verfolgten Juden versteckte, wird in der Rechtfertigung deutlich, der Jude ist der Fremde und ein Gast. Sakakini und Levin wurden kurz vor der Eroberung Jerusalems durch die Briten von türkischen Polizisten verhaftet, verschleppt und sollten gehängt werden. In letzter Sekunde wurden sie durch den Sieg Allenbys über die Osmanen und deren deutsche und KUK Verbündeten gerettet. In der Zeit in der Sakakini Levine beherbergte, unterhielten beide sich angeregt. Sakakini „verabscheute den Zionismus“ und lehnte die Zuwanderung der Juden ab. „Durch die zionistische Eroberung Palästinas werde das Herz der arabischen Nation mit Füßen getreten.“17

Arabische Notablen traten noch unter osmanischer Herrschaft mit einer Petition an die türkischen Machthaber, den Juden den Landkauf zu verbieten. Al-Sakakini war der Meinung, dass das Land den Arabern gehöre, sie „hätten ihre Kultur und Sprache in ganz Palästina verbreitet.“ In ferner Vergangenheit, hätten die Juden einmal Anspruch auf das Land gehabt, „dieser sei aber schon lange verfallen; der arabische Anspruch sei ‚lebendig‘ […] Seiner Ansicht nach bedrohte die jüdische Besiedlung Palästinas die ganze arabische Welt.“18 1929 kam es zu Unruhen und Protesten der arabischen Bewohner Palästinas. Sie richteten sich sowohl gegen die britische Mandatsmacht als auch gegen die jüdischen Bewohner des Jishuw. Insbesondere unter dem wachsenden Einfluss des Mufti al-Husseini verwandelte sich Palästina in einen Kriegsschauplatz, indem sich Sakakini als nationalistischer und judenfeindlicher Agitator auszeichnete. Er schrieb, „dass er den Briten nichts schulde, denn sein Volk sei nicht befreit worden.“ Die Proteste der Araber „richteten sich sowohl gegen die Juden als auch gegen die Regierung, die die Juden unterstützte. ‚Die gesamte Welt wird erkennen, dass die arabische Nation keine leichte Beute ist‘, notierte Sakakini, und: ‚In jedem Fall wir das Leben unerträglich werden.'“19 Sakakini schrieb an seinen Sohn, „Man gewöhne sich an ein Leben des absoluten Terrors. ‚[…] Sie [die arabischen Kämpfer] werfen Bomben, schießen, verbrennen Felder, zerstören jüdische Zitrusplantagen in Jaffa, sprengen Brücken, durchtrennen Telefonleitungen und stürzen Strommasten um. Jeden Tag legen die Araber einen Heroismus an den Tag, […]'“.20

Ebenso enthusiastisch unterstützte er den arabischen Aufstand von 1936-39. Am 16. Mai 1936 wurden drei Juden beim Verlassen des Edison-Kinos in Jerusalem getötet. Sakakini pries den Täter: „Nichts kann sich mit solchem Heldentum messen, außer das Heldentum von Scheich al-Kassam.“21 Der Mörder wurde von der Polizei gesucht und kam bei einer Schießerei mit der Polizei und Soldaten, die den von Terroristen überfallenen Polizisten zur Hilfe kamen, ums Leben. Sakakini kannte ihn und pflichtete dem Vater des Mörders bei, der seinen Sohn als Helden feierte. Sakakini meinte, im Heroismus des Terrors drücke sich der Geist der Nation aus.22

Al-Sakakini war, wie der Anführer der arabischen Palästinenser, Mohammed Amin al-Husseini und andere arabische Nationalisten, Anhänger der Nazis. Sakakini lebte eine Zeit lang in der deutschen Kolonie, wo auch die Töchter des Reform-Pädagogen die deutsche Schule besuchten. „Nach Hitlers Machtergreifung übernahm die Schule die Erziehungsideale des neuen Regimes.“ Mit den deutschen Kindern sangen Sakakinis Kinder das Deutschlandlied und das NS-Kampflied „Die Fahne hoch“. Sakakini hoffte, „das nationalsozialistische Deutschland werde die Briten schwächen und auf diese Weise Palästina von den Juden befreien. In seinem Tagebuch bekundete er mehrmals explizit seine Sympathien“ für den Nationalsozialismus. „Hitler habe der Welt die Augen geöffnet. Bevor er an die Macht gekommen sei, hätten die Menschen die Juden und ihren grenzenlosen Einfluss gefürchtet. Hitler habe der Welt jedoch gezeigt, dass die Juden gar nicht scharf schossen. Die Deutschen hätten als erste den Juden die Stirn geboten und keine Angst vor ihnen gehabt. Tatsächlich sei die Welt von zwei Nationen zum Narren gehalten worden: den Juden und den Briten. Hitler habe die Juden in ihre Schranken gewiesen, […]“. Als es dem berüchtigten Nazi-Verbündeten und gesuchten Kriegsverbrecher al-Husseini nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gelang aus der alliierten Gefangenschaft nach Kairo zu fliehen, notierte al-Sakakini: „Welch freudige Nachricht.“23

Auf Grund seiner antibritischen Ansichten unterstützte al-Sakakini auch den italienischen Faschismus,24 wiewohl Mussolini – im Gegensatz zu Hitler – keinerlei Hehl daraus machte, die arabische Bevölkerung im nach Klima und Bodenbeschaffenheit für die italienische Besiedlung geeigneten Fezzan ausmorden oder vertreiben zu wollen, und dies auch umsetzte.25 Soweit, dass al-Sakakini wegen einem bisschen Völkermord mit Mussolini gebrochen hätte, ging sein arabischer Nationalismus nun auch wieder nicht.

Aber ach, der Befreiung der unterdrückten arabischen Völker durch Hitler stand die Übermacht der jüdischen Weltverschwörung entgegen, denn diese kontrollierten nach Auffassung al-Sakakinis bekanntlich Presse und Rundfunk. Die Vollendung der Vernichtung des Judentums gelang den Nazis trotz tatkräftiger Unterstützung des Mufti al-Husseinis nicht. Trotzdem hielt die Mehrheit der wenigen Überlebenden des Holocausts nichts daran in Europa und Deutschland zu bleiben. Viele Überlebende wanderten in die USA aus, andere versuchten, trotz der Politik Großbritanniens sie daran zu hindern, auch nach Erez-Israel auszuwandern. Dies empörte Khalil al-Sakakini. Er sinnierte: „Wenn dies ein menschliches Problem ist, soll die Menschheit es doch lösen.“ Doch die Juden beuteten den Holocaust in parasitärer Weise aus, auch hier bedauerte Sakakini den „jüdischen Einfluss in den Vereinigten Staaten“. Als Gegenmittel empfahl er den USA, sie sollten ihren jüdischen Bürgern das Wahlrecht entziehen. In Palästina bevorzugte er andere Methoden: „das Schwert sei mächtiger als das Buch“.26

Antisemitische Gewaltfantasien eines Palästina-Aktivisten im Lumbung

Nach genau so einem ‚Goldstück‘ musste ein Kulturzentrum im hippen Ramallah benannt werden. Gegründet 1996 als Unterabteilung des palästinensischen Kultusministeriums, machte man 1998 eine NGO daraus. Schon 2005 gehörte das KSCC zu den Unterzeichnern eines Aufrufs, in dem zum akademischen Boykott Israels aufgerufen wurde und es gehört somit auch zu den 171 Organisationen, die am 9. Juli 2005 den gemeinsamen BDS-Aufruf unterzeichneten. An dieser Ausrichtung hat sich bis heute nichts geändert.27

Direktor des KSCC war von 2015-19 Yazan Khalili.28 Er wird in einem weiteren Video, neben der schon erwähnten Khaldi von der ruangrupa als Sprecher des Kollektivs „Question of Funding“ vorgestellt, das wie oben ausgeführt, mittlerweile an Stelle des KSCC als lumbung member genannt wird.29 An Khalili kann studiert werden, wie Kunst, Engagement und politische Agitation formvollendet eins und zum Programm werden. So findet Khalili, dass besonders die palästinensischen Arbeiten selbst dann, wenn sie politisch nicht eingebunden sind, politisch sind. Das Kunstwerk ordnet er bedingungslos der palästinensischen Sache unter. Und da sei selbst für kritische israelische Künstler, die die „Besatzung“ und den Status Quo im Nahen Osten kritisierten, kein Platz, denn diese betrieben „whitewashing the occupation“.30

Screenshot der Internetseite Yazan Khalilis: Interpretation des israelischen Ausweises als Praxis eines Apartheid-Regimes

Abgesehen von seiner Tätigkeit als politischer Kunsthandwerker31 und Kulturmanager betätigt sich dieser umtriebige Geselle auch als Architekt, Fotograf und seiner eigener Heldenerzählung gemäß auch als antisemitischer Schläger. Khalili erzählt in einem Interview, er habe in Amsterdam einen Kellner eines Restaurants verprügelt. Der soll es gewagt haben zu bemerken, Khalili könnte dem Äußeren nach auch Israeli sein. Das konnte, Khalili nicht auf sich sitzen lassen.32 Kurz gesagt: Sein Lebenslauf liest sich so, als hätte jemand einen Bahamas-Redakteur damit beauftragt, an Hand einer fiktiven satirischen Biographie zu veranschaulichen, was in der Kulturindustrie im Allgemeinen und im staatlich subventionierten Kunstbetrieb im Besonderen so alles schiefläuft.

Auf diesem Kunstwerk (und weiteren dieser Serie) hat Khalili die israelisch-jüdischen Siedlungen ausgekrazt. Er spricht von der Möglichkeit einer ikonoklastischen Zukunft und kryptisch davon, dass Gewalt in Form der künstlerischen Darstellung gegen die abgebildete Gewalt ausgeübt wird. „Juden Raus!“ als Kunst? (Screenshot der Internetseite Khalilis)

Volkstumskampf und die Frage der Finanzierung heute

In Khalilis Interviews und schriftliche Äußerungen finden sich immer wieder Formulierungen, die an die von Parteilinken zurückliegender Zeiten erinnern und die durch den Kontrast zum heutzutage in diesen Kreisen als zeitgemäß empfundenen postkolonialen Jargon – den Khalili ansonsten routinemäßig beherrscht – erst Recht hervorstechen. Es kann vermutet werden, dass diese Brüche von ihm nicht – wie etwa bei Zizek – bewusst als stilistisches Mittel eingesetzt werden, sondern das innere Unbehagen des Autors ausdrücken, sich auf einem von halbstaatlichen NGOs dominierten Kunstmarkt (von Khalili unpräzise, aber nicht ganz falsch als „neoliberal“ beschrieben) aktiv um Fördergelder bemühen zu müssen. Dazu muss er sich mit dem Problem herumschlagen, dass staatliche und halbstaatliche US-amerikanische und europäische Geldgeber kulturellen Organisationen, die dem Umfeld terroristischer Gruppen wie der Hamas, der PFLP und dem Islamic Jihad nahestehen, den Geldhahn zudrehen oder zudrehen könnten. Nicht umsonst lautet der Deckname, unter dem mutmaßlich das KSCC jetzt in der Reisscheune auftritt, „A Question of Funding“, also übersetzt: „eine Frage der Finanzierung“.

Früher war mehr Lametta, als PFLP und DFLP und weitere Gruppen im Umfeld der PLO noch auf Unterstützer mit martialisch klingende Beinahmen wie Schakal oder Schattenmann hörten und Schutzgelder mit tatkräftiger Vermittlung durch Altnazi und BKA-Chef Paul Dickkopf von diversen Airlines akquiriert werden konnten und im Yachthafen von Marbella milliardenschwere Waffendeals von Oliver North vielleicht auch Uwe Barschel mit den staatgewordenen Terrorpaten an der Syrte oder am persischen Golf abgeschlossen wurden. Den „international man of mystery“ gibt es nicht mehr, genauso wenig wie den Arbeiter- und Bauernstaat, der im Namen der internationalen Solidarität gleich ganze Schiffladungen an Schießgerät an die Waffenbrüder im Nahen Osten zur Bekämpfung des ewigen Zionisten lieferte.33 Er wird in Zeiten, wo sich in den Plattenbauvierteln von Yarmouk mit einer Handvoll Euros gedungene Hazara aus dem Teheraner Drogensumpf und ebenso deklassierte (oder zumindest wohlstandsverwahrloste) Jungs aus Dagenham, St. Denis und Delmenhorst gegenseitig an den Hals gehen und umfangreiche Finanzierung der palästinensischen Autonomiebehörde und durch die EU und die UNRWA erfolgt, schlicht nicht mehr gebraucht. Und auch CDU-Politiker werden heute eher mit Maskendeals und Bierdeckel als mit dubiosen Geldtransfers in dunkel Kanäle Richtung Iran in Verbindung gebracht. Stattdessen müssen nun todlangweilige Shaggydog Stories darüber, dass Captain Khalili auf der Allenby-Brücke von der israelischen Armee letzten Endes eben nicht nach Fotos kontrolliert wurde her. Nebenbei wir die Beweisführung bemüht, warum die freie Rede in Israel eine besonders fiese Form der Zensur sei. Alles garniert mit endlosen Zoom-Meetings und Powerpoint-Präsentationen, die im e-flux Journal, der antizionistischen Haus-Postille Khalilis und Konsorten breit getreten werden.34

Selbstverständlich ist nicht nur der Verein, als dessen Vorsitzender oder Vertreter Khalili agiert, sondern auch dieser selbst, als natürliche Person, BDS-Unterstützer. Man lernt, was mit dem oft eingeforderten ‚kritisch-solidarisch‘ gemeint ist, denn die BDS-Bewegung erscheint Khalili offensichtlich als zu gemäßigt: Statt lediglich passiv-aggressiv die Vernichtung Israels durch ein „Rückkehrrecht“ zu betreiben, solle man doch lieber von vorneherein offen und ehrlich verlangen, die Existenz des zionistischen Staates zu beenden (Zitat: „ending the existence oft the Zionist state“).35 Und er setzt noch einen drauf. Wie schon in seiner Rechtfertigung als antisemitischer Schläger erklärt er den jüdischen Staat („the establishment of israel“) als Fortsetzung der rassistischen „christo-European oppression“. Israel sei nichts als ein Ghetto, in dem den Juden eine nationale Identität aufoktroyiert worden sei, die es gar nicht gäbe. Aber vielleicht meint er es doch nur gut, wenn er fordert, die Emanzipation der Palästinenser sei nur durch die Emanzipation der Juden von ihrer nationalen Identität zu erreichen. Das politische Projekt des BDS sei erst dann am Ziel, wenn Israel kein jüdischer Staat mehr sei.36

Screenshot der Facebookseite documeta fifteen auf der das Lumbung-Member Jumana Emil Abboud vorgestellt wird: Zur folkloristischen Erzählung gehört es, den von der antisemitischen Hamas beherrschten Gaza und seine Bewohner als Teil des palästinensischen Ganzen zu sehen. Die Trennung der Menschen sei Ergebnis eines konstruierten Staates Israel („architecture of the Israeli state“), der Kolonisierung „Palästinas“ und des Apartheidregimes, heißt es in einer Erklärung, die Emil Abboud unterzeichnet hat.

Alleine ist Khalili im Lumbung nicht. Vielmehr kann er sich dort wie ein Fisch im Wasser oder wie ein Reiskorn im Reisbeutel fühlen. Unter den „Lumbung Members“ finden sich weitere Fürsprecher des Boykotts Israels, wie Marwa Arsanios (Unterzeichner des Aufrufs „Wir können nur ändern, was wir konfrontieren“), der 2021 verstorbene Jimmie Durham (Unterzeichner des Aufrufs „Wir können nur ändern, was wir konfrontieren“), Jumana Emil Abboud (Unterzeichnerin des „A Letter Against Apartheid“37 und Yasmine Eid-Sabbagh (Unterzeichnerin der „Campaign to boycott the oral History Conference at the Hebrew University of Jerusalem“).38 Da auch in der Findungskommission bzw. im Documentabeirat, in der ruangrupa und im Artistic Team des ruruHauses wie geschildert ihre Gesinnungsgenossen sitzen und zu allem Überfluss die Bundesregierung mit Claudia Roth eine Fürsprecherin der Antisemiten im Kunstbetrieb als Staatsministerin ernannt hat39, ist Widerspruch nicht zu erwarten.

Der Bundestag gegen BDS und die Kasseler Äquidistanz

Der Bundestag hat am 17. Mai 2019 einen gemeinsamen Antrag von CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten – Antisemitismus bekämpfen“ angenommen. Dort heißt es u.a. „ Der Bundestag beschließt, […] keine Organisationen finanziell zu fördern, die das Existenzrecht Israels in Frage stellen. Keine Projekte finanziell zu fördern, die zum Boykott Israels aufrufen oder die die BDS-Bewegung aktiv unterstützen. Länder, Städte und Gemeinden und alle öffentlichen Akteurinnen und Akteure dazu aufzurufen, sich dieser Haltung anzuschließen.“40 Auch wenn sich die Szene um die documenta gerne mit der Aura des Kritischen umgibt, ist es korrekt, diese wiederkehrende Kunst-Show als eine im wesentlichen mit öffentlichen Geldern finanzierte – also keineswegs staats- und gesellschaftskritische – Ausstellung zu bezeichnen. Der Gesamtetat der documenta wird in großen Teilen von der Stadt Kassel, dem Land Hessen und vom Bund finanziert. Auch die Sponsoren der vorhergehenden documenta dürften wieder dabei sein. Immer wieder prominent erwähnt in unzähligen Werbebroschüren gehören zu diesen u.a. die Sparkassen Finanzgruppe, der VW-Konzern und die Deutsche Bahn. Auch sie zählen nicht gerade zu den Kapitalgruppen, die als besonders staatskritisch gelten.

„Deutschland habe aus seiner Vergangenheit heraus eine herausragende Verantwortung für Menschen jüdischen Glaubens und den Staat Israel. Das sei Staatsräson für die Bundesrepublik Deutschland und ebenso „Stadträson“ für die Stadt Kassel.“ OB Geselle mit den Israelboykott-Unterstützern und ruangrupa-Sprechern Ade Darmawan und Farid Rakun. (HNA am 17.01.2022 über die Stellungnahme des Oberbürgermeister Christian Geselle)

In Kassel, wo „das Gedenken an die Opfer [des Nationalsozialismus‘] seit vielen Jahren gelebte Wirklichkeit ist“, betont man zu bestimmten historischen Daten geschichtsbeflissen das eigene Engagement gegen Antisemitismus und die besondere Verbundenheit mit Israel. Man ist froh über die nach 1945 wiederauferstandene Jüdische Gemeinde und ihre neu errichtete Synagoge, preist die Städtepartnerschaft mit der israelischen Stadt Ramat Gan an und hisst neuerdings am Tag der Gründung Israels auch die Fahne Israels.

Doch angesichts des real existierenden Hasses auf Israel, der alle paar Jahre von den Freunden der Befreiung Palästinas von den Juden auf den Straßen Kassels organisiert wird, zeigt man Indifferenz und den wackeren Kämpfern für das Menschenrecht auf Israelkritik aus Kreisen der Kasseler Friedensbewegung ist man – zumindest in Teilen – zugetan. So steht zu befürchten, sofern der Bundestagsbeschluss den politischen Vertretern in den Aufsichtsgremien der documenta überhaupt etwas sagt, dass man sich der Phalanx der Israel-Boykottaktivisten in der Reisscheune im kommenden Sommer nicht in den Weg stellen wird! Ob der sich bis dato ahnungslos gebende, aber als Beuys-Fan bereits in Erscheinung getretene, Jörg Sperling vom documenta-Forum, das die Ausstellung kritisch begleiten soll, noch eines Besseren besinnt, bleibt abzuwarten. Dass der Antizionismus und Judenhass des Deutschen liebsten Heldenvolks im Verständnis der den Kulturbetrieb umkreisenden politisch Verantwortlichen zum Abbild der Zeit (Angela Dorn) oder zur wunderbaren Verschiedenheit unserer Gesellschaft (Claudia Roth) gehört41, ist ja nun wirklich nichts Neues: Da beißt der Beuys den Filz nicht ab.

1 So war der Kurator und wichtigste Berater Arnold Bodes Werner Haftmann Mitglied in der SA, der NSDAP und an Erschießungen und Folterungen in Italien beteiligt. Vgl.: Bert Rebhandl, Die Documenta und der Nationalsozialismus: Verspätete Aufarbeitung, in: Der Standard, 22. Juni 2021.

2 Grundlegend zum Ideologen Josef Beuys, vgl., Frank Gieseke, Albert Markert, Flieger, Filz und Vaterland. Eine erweiterte Beuys Biographie, Berlin 1996; Aktuell setzt sich die Initiative „Beuys Behind the Scenes“ mit dem Mythos Beuys ausführlich und kritisch auseinander.

3 Zur Performance „Auschwitz on the Beach“ auf der documenta 14, vgl.: Bündnis gegen Antisemitismus Kassel, „Ein Maulheld und das große Einseifen Oder: Niemand hat die Absicht ein Gedicht zu lesen“, 05. September 2017

4 Kasseler Kunstverein: wir sind alle gespenster. haunting infrastructures. versuchsanordnung zu ns-kontinuitäten. Mit Natasha Sadr Haghighan, Judith Raum und Martha Rosler beteiligen sich mindestens drei Künstler, die den Aufruf „Wir können nur ändern, was wir konfrontieren“ unterzeichnet haben, an diesem Projekt. Der Aufruf „Wir können nur ändern, was wir konfrontieren“ stellt sich explizit vor den Aufruf „GG 5.3 Weltoffenheit“, der sich gegen den Bundestagsbeschluss zur antisemitischen BDS-Initiative wandte. Er wurde mittlerweile von weit über Tausend „Kunstschaffenden“ aus der ganzen Welt, auch von einigen aus Kassel, unterzeichnet. Der Aufruf findet sich auch auf der Seite der Initiative BDS. Zu den beiden Aufrufen siehe: Alex Feuerherd, Weltoffen für Antisemitismus, in: Mena-Watch 16.12.2020; Stefan Laurin, Staatskünstler wollen mehr Antisemitismus wagen, in: Ruhrbarone, 10. Dezember 2020; ders., Initiative GG 5.3 Weltoffenheit: Die geheuchelte Sorge um die “Marginalisierten”, in: Ruhrbarone, 11. Dezember 2020. Zum Wandel der Kunst zum politischen Kunsthandwerk sei exemplarisch die Leiterin der documenta-13 Carolyn Christov-Barkargiev erwähnt, die, geleitet von einem „nachhumanistischen Weltbild“, für das Wahlrecht von Bienen und Erdbeeren eintrat und es der Bewegung Occupy ermöglichte, den Rahmen der Kunstausstellung für ihre Propaganda zu nutzen, vgl.: Kia Vahland, Über die politische Intentionen der Erdbeere, in: SZ, 08.06.2012 und Catrin Lorch, Malerisches Bild des Widerstandes, in: SZ 10.06.2012. Von der documenta 14 wurde der Obelisk Olu Oguibes als das Kunstwerk ausgewählt, das in Kassel bleiben sollte. Den Obelisken kann man als Hommage an die „Willkommenskultur“ des Jahres 2015 interpretieren, die paradigmatisch für die postmoderne Selbstaufgabe und Infragestellung bürgerlicher Staatlichkeit steht. Zum Souveränitätsverzicht und der Veralltäglichung des Ausnahmezustandes im postnationalen Deutschland, vgl.: Justus Wertmüller, Der deutsche Anschlag auf die Souveränität. Ein Plädoyer für miesepetrigen Defätismus in der Flüchtlingsdebatte, in: Bahamas 75/2015.

5 Über die Rolle des Staates, der von ihm alimentierten Kunstschaffenden und deren Haltung zu Antisemitismus und Israelhass, vgl.: Paulette Gensler, In Sorge um die Staatsabhängigkeit. Boycott, Divestment, Sanctions und die bürgerliche Freiheit der Kunst, in: Bahamas 87/2021. Allgemein zur Affinität der postmodernen und identitär gewendeten Linken zum Antisemitisus vgl.: Ingo Elbe, Gestalten der Gegenaufklärung, Würzburg 2020, S. 144ff.

6 Die Mitglieder des documenta-Beirates werden hier genannt. Amar Kanwar gehört zu den Unterzeichnern der indischen Kampagne „InCACBI Condemns the Growing Partnership between the State of Gujarat and the State of Israel“.

7 Siehe FN 4.

8 Im 2021 „A Letter against Apartheid“, der unter anderem auch vom Kurator der documenta 14 Adam Szymczyk unterstützt wird, heißt es: „Israel is the colonizing power. Palestine is colonized. This is not a conflict: this is apartheid.“ Der „Open letter to the Fundacao Bienal Sao Paulo“ richtet sich gegen die finanzielle Unterstützung der genannten Bienale. Es heißt dort: „In accepting this funding our artistic work displayed in the exhibition is undermined and implicitly used for whitewashing Israel’s ongoing agressions and violation of international law an human rights.“

9 Der von Angela Davis und anderen initiierte Brief „Free Palestine/Strike MoMA: A Call to Action“ bezichtigt Israel und die USA des „Siedler-Kolonialismus, Imperialismus“ und des „rassistischen Kapitalismus“. Das MOMA betreibe „artwashing“ des israelischen Apartheid-Regimes. Siehe: Hakim Bishara, Angela Davis, Fred Moten, and 250+ Artists Sign Letter Condemning MoMA’s Ties to Violence Against Palestinians, hyperallergic.com, 21.05.2021

10 U.a. in der NZZ wurde das per Pressemitteilung vorgestellte „Artistic Team“ vorgestellt. Vgl.: Christian Saehrendt, Labern und Chillen in der Kasseler Reishütte, in: NZZ, 22.06.2021 . Auf der Internetseite der documenta fifteen wird Lara Khaldi , geboren in Jerusalem (Palästina) kurz vorgestellt. Unter dem Begriff „Künstlerisches Team und Koordination“ werden die Mitglieder des dort dann „künstlerischen Teams“ vorgestellt. Gremien der documenta beschließen: Documenta Fifteen findet planmäßig 2022 statt. Dass sie Direktorin des KSCC war, wird vornehm verschwiegen. (Siehe FN 28) Der Aufruf „Free Palestine / Strike MoMA: A Call to Action“ ist hier zu finden. Über die Konferenz zu BDS im Goethe-Institut Ramallah berichtete Honestly Concerned am 26.10.2015.

11 Diese mit Bedacht gewählte Formulierung mag für den Leser flapsig ja anmaßend daher kommen. Chinesen waren in Süd-Ost-Asien immer wieder Opfer von Pogromen. Dazu: Khouw Siang Hok, Immer wieder Opfer – Bei Machtwechseln geht es den Indonesiern chinesischer Abstammung schlecht, asienhaus.de, 11.10.1998

12 Abschnitt „Lumbung“ auf der Internetseite der documenta fifteen (lumbung – documenta fifteen (documenta-fifteen.de), sowie unter „lumbung-Mitglieder und Teilnehmer*innen“ auf universes.art.

13 Mark-Christian von Busse, Mit Tanzen in den Widerstand, in: HNA, 08.12.2021.

14 Grassroots Al-Quds „gibt einen eigenen Reiseführer heraus (Wujood, Arabisch für „Sein“, „Existenz“), der dazu ermuntern soll, bei Israelreisen alles Israelische auszusparen. ‚Wir rufen Touristen dazu auf, israelische Geschäfte zu boykottieren und palästinensischen Tourismus zu unterstützen‘, sagt Fayrouz Sharkawi, […]“, siehe: Stefan Frank, Kampagne gegen Tourismus nach Israel: „Grassroots Al-Quds“ auf Europatournee, in: AUDIATUR ONLINE, 20.09.2019.

15 Im „Press announcement: documenta fifteen and lumbung practice. Announcement of the first lumbungmembers“ vom 18. Juni 2020 heißt es: “This is a mind map. We have been trying to figure out how collectives that are formed organically can extend their collectivity to the community, how to scale up horizontally while keeping a skeletal body that takes the task of accumulating knowledge produced and shared through the collectives. Ideology is in the structures that ideas and bodies work and move through, and we see our structure in the landscape we live in, which is not flat like a coastal landscape, nor steep like a mountain, but with many hills and valleys, tops and bases, which one can move between while simultaneously being on the top of a hill and in the bottom of a valley. In this collective, we begin from the question of funding as a way to engage culturally with politics and economy, rethinking funding and re-proposing it as a value that grows through community engagement and collective movement.” Und so wurde das KSCC auch mehrfach als eines der ersten Lumbung-Teilnehmer vorgestellt. Vgl. hierzu etwa: Christian Saehrend in der NZZ (ob cit.); Catrin Lorch, Reisspeicher, in: SZ, 18.06.2020 , Louise Steiwer, Collectivist Documenta, in: kunstkritikk.com, 24.06.2020, oder Documenta in Kassel. Hallo, Fifteen!, in: monopol, 17.07.2020. In der Historie der Einträge sowohl auf Facebook als auch auf der Internetseite von documenta fifteen lässt sich nachvollziehen, dass der Name KSCC mit dem unverdächtig klingenden Namen „The Question of Funding“ ersetzt wurde. Das Dementi des ehemaligen KSCC-Direktors Khalili wirkt da eher als Nebelkerze. Siehe: Joseph Croitoru, Hat man ihn missverstanden? Ein Sprecher eines auf der Documenta 15 eingeladenen Künstlerkollektivs, Yazan Khalili, äußert sich zum Vorwurf des Antisemitismus, FAZ, 31.01.2021

16 Wikipedia

17 Tom Segev, Es war einmal ein Palästina. Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels, München 2005, S. 21ff.

18 Tom Segev, S. 119f.

19 Tom Segev, S. 379ff.

20 Tom Segev, S. 399.

21 Tom Segev, S. 397. al-Kassam war ein Imam, den „Charisma, Mystizismus und nationaler Eifer“ auszeichnete. Er reiste im Land herum und hielt religiöse und politische Predigen und „ermutigte seine Anhänger zum Aufbau terroristischer Zellen, um Anschläge auf Briten und Juden zu verüben.“ Er selbst kam bei einer Schießerei mit britischen Sicherheitskräften uns Leben. (S. 392f).

22 Tom Segev, S. 397f.

23 Tom Segev, S. 450.; S. 548; auch: Klaus-Michael Mallmann, Martin Cüppers, Halbmond und Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber und Palästina, Darmstadt 2006, S. 20

24 eda.

25 Aureliana Sorrento, Italien und Libyen. Kompliziertes Erbe der Kolonialzeit, in: Deutschlandfunk, 29.07.2020.

26 Tom Segev, S. 541; S. 399. Über den Mufti al-Husseini grundlegend.: Klaus-Michael Mallmann, Martin Cüppers, ob cit. und: Matthias Küntzel, Nazis und der Nahe Osten. Wie der Islamische Antisemitismus entstand, Leipzig 2019.

27 Der NGO-Monitor führt das Khalil Sakakini Cultural Center als eine Organisation der Palestinian NGO Network (PNGO) auf, die 2005 den Aufruf „Comprehensive Academic Boycott of Apartheid Israel unterzeichneten. („Extremist Palestinian NGOs Renew Boycott Campaign“ » ngomonitor (ngo-monitor.org) ). Auf dem mit 9. Juli 2005 datierten Aufruf „Calls for Boycott, Divestment and Sanctions against Israel By Palestinian Civil Society“, dem Gründungsdokument der BDS-Bewegung, findet sich das KSCC unter Nummer 59 der das Pamphlet unterzeichnenden Organistionen. (Calls for Boycott, Divestment and Sanctions against Israel By Palestinian Civil Society) In diesem Umfeld bewegt sich das KSCC auch noch im Jahr 2020. Das KSCC unterstützte die Kampagne des Rates der palästinensischen Menschenrechtsorganisationen (PHROC) für gezielte Sanktionen gegen Israel. (Die palästinensische Zivilgesellschaft bekräftigt ihre Forderung nach sofortigen gezielten Sanktionen zum Stopp der Annexion und Apartheid Israels – BDS-Kampagne ).

28 Biographische Angaben über Yazan Khalili, der wie viele andere „Wir können nur ändern, was wir konfrontieren“ unterzeichnet hat, findet man zum Beispiel hier: ( http://edgeofarabia.com/artists/yazan-khalili ).

29 Yazan Khalili und Lara Khaldi (siehe FN 9) werden in einem Video der „ruangrupa“ (https://www.frieze.com/video/watch-now-ruangrupa-yazan-khalili-lara-khaldi-conversation) vorgestellt. Die Khaldi war von 2011 – 2013 Direktorin des KSCC und stellt dort regelmäßig aus. people – Sharjah Art Foundation.

30 David Kim: I, The Artwork: A conversation with Yazan Khalili, in: e-flux Journal, 90, April, 2018; Yazan Khalili and Marwa Arsanios, What We Talk about When We Talk about Crisis: A Conversation, Part 1, in: e-flux Journal 111, September 2020.

31 So präsentiert z.B. das Kunstwerk „Apartheid Monochromes“ aus dem Jahr 2017 Leinwände in verschiedenen Farben. Diese sollen die von Israel 1949 bis 2005 in den Identitäts-Papieren vorgenommene Unterscheidung nach Nation oder Volksgruppe des Besitzers („jüdisch“, „arabisch“, „beduinisch“, oder „tscherkessisch“) darstellen. Diese Unterscheidung determiniere die unterschiedliche politische, ökonomische und soziale Stellung ihres jeweiligen Besitzers. ( http://www.yazankhalili.com/index.php/project/apartheid-monochromes/ ) Das Werk des Künstlers dient augenscheinlich der simplen propagandistischen Aussage, die Gestaltung wird dem funktionalen Zweck unterworfen.

32 Im Streitgespräch, das der Schlägerei mit dem Kellner eines indischen Restaurants vorausgegangen sei, erweist sich Khalili als gelehriger Schüler seines Mentors Sakakini. Die Israelis seien keine Menschen aus dem Nahen Osten, sondern sie seien kämen von dort, wo der Kellner bedient („they’re from over here“) und jetzt seien sie jemandes anderes Problem („they become someone else’s problem“). Er bemüht hier das Stereotyp des ewigen (wandernden) Juden. Dann erklärt er weiße Christen als diejenigen, die die Juden in den Gaskammern ermordet hätten und anstatt sich bei den ermordeten Juden zu entschuldigen, hätten diese mit den Zionisten zusammengearbeitet um die Überlebenden in den Nahen Osten zum Zweck eines europäischen Kolonialprojekts zu exportieren. Hier bemüht er ein weiteres Stereotyp antisemitischer Delegitimierung Israels, das nämlich von der Zusammenarbeit der Zionisten mit den Nazis zum Zwecke ihres nationalen Projekts. Opfer des europäischen Kolonialpolitik seien nicht nur die arabischen Ureinwohner sondern auch die arabischen Juden, die so Teil des Kolonialprojektes wurden. Nicht die arabischen Staaten vertrieben nach 1948 die seit Jahrhunderten und Jahrtausenden dort lebenden Juden, sondern die Zionisten hätten die arabischen Juden von den Arabern getrennt und trügen die Schuld daran, dass die Araber die arabischen Juden jetzt verachteten („especially the Arab Jews, who were disassociated from their Arab origins to become part of the European project of colonization, so they’re now despised by all other Arabs“). Khalili gerät in seiner Erzählung über den „stupid motherfucker white European“ in Rage und skandiert „ Racism without Racists“ worauf ein Kampf ausgebrochen sei, in dem er den Kellner in das Gesicht schlug („broke his face into pieces“) und die Einrichtung demolierte. Die Aussagen sind in einem Interview mit Yazan Khalili zu finden: „Does That Make You Feel Bitter? Relieved? Blasé?“ (Does That Make You Feel Bitter? Relieved? Blasé? – WdW Review – Program – FKA Witte de With (fkawdw.nl) )

33 Über das unübersichtliche Geflecht aus Nazis, Neonazis, linksextremen palästinensischen Gruppen, eines sehr speziellen Schweizer Bankers (der Schattenmann), Agenten und Diplomaten der DDR und arabischer Nationen, vgl.: Thomas Riegler, Das „Spinnennetz“ des internationalen Terrorismus. Der „Schwarze September“ und die gescheiterte Geiselnahme von Schönau 1973, in: VfZ 4/2012, Heft 4. Die hier genannten windigen Personen aus dem Geheimdienstmilieu (oder im Falle fiktionalisierter Charaktere, deren reale Vorbilder) tauchen immer wieder in, wie sollte es anders sein, recht spekulativen Abhandlungen auf. Beispielhaft sei hier genannt: Markus Kompa, Barschels Mörder, Teil 1 und 2, heise.online.de. Die aktive Unterstützung des bewaffneten Kampfes gegen Israel durch die DDR beschreibt ausführlich: Jeffry Herff, Unerklärte Kriege gegen Israel. Die DDR und die westdeutsche radikale Linke 1967 – 1989, Göttingen 2019.

34 Das e-flux Journal präsentiert nicht nur einschlägige Kunstschaffenden und ihre Arbeiten, sondern hat den „A Letter against apartheid“ am 26.05.2021 unkommentiert veröffentlicht. (https://www.e-flux.com/announcements/397676/a-letter-against-apartheid/) Khalili erzählt von einem Erlebnis an einem Checkpoints israelischer (und palästinensischer) Sicherheitskräfte an der Grenze zu Jordanien: „Its one of the toughest ceckpoints to pass through in the region“. Nachdem er trotz angezeigtem Fotografie-Verbot so tat als ob er es täte, wird er gefilzt und sein Smartphone wird kontrolliert. Er wirft dem israelischen Grenzer vor, er sei paranoid. Nachdem dieser feststellte, dass keine Fotos auf dem Smartphone zu finden waren, gibt er Khalili das Smartphone zurück, lässt ihn passieren und gibt ihm lächelnd auf den Weg: „[…] Now take your stuff and get out of here.“ Fiese Israelis aber auch, noch nicht einmal die handelsüblichen Methoden der nahöstlichen Sicherheitskräfte werden gegen zwar verquere aber harmlose Künstler angewandt. Yazan Khalili, Freedom of Speech, Freedom of Noise, in: e-flux Journal 97, Feb. 02.2019.

35 Yazan Khalili, The Utopian Conflict, 2014 (*The Utopian Conflict : yazan khalili )

36 Ebda.

37 Vgl. FN 8.

38 Der im Jahr 2013 lancierte Boykottaufruf gegen israelische Universitäten und Museen, wirft allen israelischen Universitäten vor, Besatzung, Siedler-Kolonialismus und Apartheid zu fördern. Den Aufruf findet man u.a. hier: (https://bdsmovement.net/news/campaign-boycott-oral-history-conference-hebrew-university-jerusalem).

39 Stefan Frank, Kulturstaatsministerin stellt sich schützend vor antisemitische Kampagne, in: mena-watch, 27.11.2021.

40 Bundestag verurteilt Boykottaufrufe gegen Israel, bundestag.de (Deutscher Bundestag – Bundestag verurteilt Boykottaufrufe gegen Israel )

41 Jörg Sperling sah zu Beginn des Jahres 2012 keine komplette Abkehr von der Vergangenheit. Aber „nichts ist vom künstlerischen Konzept erkennbar, keine Künstler*innen sind bekannt […]“, vgl.: Ein Jahr vor der documenta 15, Zeit.de, 06.01.2021. Angela Dorn, die sowohl hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst als auch stellvertretende Vorsitzende des documenta-Aufsichtsrates ist, hofft, „dass die documenta ein ‚Abbild ihrer Zeit‘ sein könne.“ Vgl.: Ingo Arend, Documenta 15 soll wie geplant stattfinden, in: SZ, 02.07.2021; Die neu ernannte Staatssekretärin der Bundesregierung Claudia Roth führt in einem Interview aus: „Bisher nimmt leider viel zu wenig der wunderbaren Verschiedenheit unserer Gesellschaft Raum im kulturellen Diskurs ein, beispielsweise sollten Menschen mit Migrationsgeschichte, LGBTIQ und Frauen mehr Aufmerksamkeit bekommen. Ich bin sehr gespannt auf die Dokumenta 15 im kommenden Jahr, die sich ja einer ganz neuen Arbeitsweise verschrieben hat …“, in: Vier Fragen an Claudia Roth, FAZ, 29.12.2021.

5 Kommentare zu “Documenta fifteen: Antizionismus und Antisemitismus im lumbung

  1. Klasse geschrieben. Vielen Dank für diesen profunden Beitrag, der ein weiteres Licht auf dieses gnadenlos opportunistische Milieu der Kunstschaffenden-Szene wirft.

  2. Danke für die Information- ich las auch die Darstellung von Claudia Roth. Es enttäuschte mich – obgleich ich es erahnte!
    Kunst Freiheit darf nicht Aufruf zum Antisemitismus sein!
    Die Worte einiger (zu vieler) Politiker empfinde ich als schizophren. Diese Reden zu Gedenktagen und dann ihre direkte oder indirekte Beihilfe zum
    Antisemitismus. Beschämend!
    Heute vor 80 Jahren fand die Wannensee- Konferenz statt.
    Das vergessen viele!

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